Mit dem Aufstieg von Apple & Android in 2008 erfolgte ein beinahe beispielloser Absturz des ehemals erfolgreichen kanadischen Smartphone Herstellers Blackberry aka RIM (Research in Motion). In den darauffolgenden 5 Jahren büßte der Aktienkurs von Blackberry insgesamt 94% ein nachdem er in 2008 einen Höchststand von 145 US Dollar markiert hatte. Anfang 2012 war dann der deutsche Manager Thorsten Heins angetreten um das schlingernde Schiff Blackberry wieder auf Kurs zu bringen.
Nach der erfolgten Namensänderung in Blackberry setzte der Manager seine ganzen Hoffnungen in das neue OS Blackberry 10, das aber aufgrund etlicher Probleme und Verschiebungen erst Ende Januar 2013 an den Start gegangen ist. Dazu präsentierten die Kanadier mit dem Blackberry Z10 das erste reine Touchscreen Smartphone in der Geschichte des Konzerns. Leider scheint dies alles viel zu spät geschehen zu sein wie die Veröffentlichung der Zahlen für das 2. Quartal (bis 31. August) 2013 beweisen. Darin hat Blackberry eine Abschreibung auf unverkaufte Lagerbestände von knapp 1 Milliarde US Dollar angekündigt. Das Fatale daran ist aber die Tatsache, dass es sich bei den nichtverkauften Geräten größtenteils um das Topmodel Blackberry Z10 handeln soll.
Fairfax Financial Holding bietet 4,7 Milliarden US Dollar
Damit dürfte die Neuausrichtung wohl gescheitert zu sein und Blackberry wieder einen Schritt näher am Abgrund stehen. Auf diesen Moment haben wohl einige Investoren gewartet denn keine 3 Tage später hat nun ein Konsortium unter Führung der kanadischen Fairfax Financial Holding ein Übernahmeangebot für Blackberry vorgelegt. Fairfax Financial bietet insgesamt 4,7 Milliarden Dollar und hat die Absicht bekundet das man Blackberry nach erfolgreicher Übernahme von der Börse nehmen möchte. Darüber hinaus kündigte das Unternehmen den Abbau von weiteren 4500 Arbeitsplätzen an. Es will sich damit von 40 Prozent seiner derzeitigen Belegschaft trennen und wird nach Abschluss der Kündigungen nur noch über weltweit 7000 Mitarbeiter verfügen.
Momentan hält Fairfax Financial schon 10% an Blackberry, die man bei der Transaktion mit einbringen möchte. Fairfax CEO Prem Watsa setzt bei der außerbörslichen Neuausrichtung auf eine Fokussierung von sicheren und überlegenen Enterprise Lösungen, einer ehemaligen Kernkompetenz von RIM.
Auftragsfertiger Jabil Circuit verhandelt eine vorzeitige Vertragsauflösung
Als wäre der Verlust der Eigenständigkeit nicht schon hart genug droht die Geschichte um Blackberry abermals zu eskalieren. Denn mit Jabil Circuit hat Blackberrys wichtigster Auftragsfertiger angekündigt den Liefervertrag mit den Kanadiern einseitig aufkündigen zu wollen. Laut Jabil Circuit Chef Mark Mondello vehandle man derzeit die Modalitäten eines vorzeitigen Vertragsausstiegs. Zugleich betonte der Chef, dass die rund siebenjährige Geschäftsbeziehung immer positiv gewesen sei. Weiter merkte er aber an:
Es fällt nie leicht, sich von einem Kunden zu trennen. Auch ist diese Entscheidung mit gewissen Schwierigkeiten verbunden. So müsse Jabil Circuit neben Abschreibungen auch personelle Konsequenzen in Kauf nehmen. Dennoch wolle man an der Entscheidung festhalten.
Das Auftragsvolumen von Blackberry macht in etwa 10% des gesamten Auftragsbestandes von Jabil Circuit aus und ist damit der zweitgrößte Posten in der Bilanz nach Apple.
In meinen Augen weist der Fall um Blackberry gewisse Parallelen zum Niedergang von Nokia auf wobei ich die Absichten des Finanzinvestors Fairfax kaum einschätzen kann. Denkbar wäre eine Aufspaltung und der Verkauf lukrativer Geschäftsanteile wie z.B. den Patenten womit man einen Teil der Übernahmesumme schon wieder drin haben dürfte. Auf jeden Fall würde Blackberry nach der Übernahme und dem geplanten Börsenrückzug in die zahlenmäßige Bedeutungslosigkeit fallen. Damit geht die Konsolidierung unter den Mobilfunk Herstellern munter weiter, wobei ich den Kauf von Nokia durch Microsoft noch lange nicht als Erfolgsfall ansehe. Was haltet ihr von dem Beinahe Untergang von Blackberry? Ich warte gespannt auf eure Kommentare!
Quellen.: